02.05.2024
Am Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung ruft ein breites Aktionsbündnis in Berlin zu einer Demo vom Bebelplatz zum Roten Rathaus auf, um sich für Selbstbestimmung, Barrierefreiheit und eine inklusive Gesellschaft stark zu machen.
Am 5. Mai finden seit mehr als drei Jahrzehnten bundesweit Aktionen anlässlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung statt. Inklusion ist ein Menschenrecht, das in der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) vor 15 Jahren verankert wurde. Ende 2023 wurde der Stand der Umsetzung durch den UN-Fachausschuss in Genf erneut überprüft. Das Ergebnis: Deutschland macht in einigen Bereichen weniger Fortschritte bei der Umsetzung von Inklusion als andere Länder im Durchschnitt. Besondere Problemfelder sind die mangelnde Inklusion an Schulen, die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung in Werkstätten, die Unterbringung in großen stationären Wohneinrichtungen sowie der Gewaltschutz von Frauen und Mädchen.
„Es muss sich endlich etwas bewegen! Mit unserer Aktion fordern wir, Berlin in allen Lebensbereichen barrierefrei und inklusiv zu machen, und wollen die breite Öffentlichkeit für dieses wichtige Thema sensibilisieren“, sagt Dominik Peter. Der Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Berlin sitzt selbst im Rollstuhl und gehört seit vielen Jahren zum Vorbereitungsteam des Protesttags in Berlin. Ihm geht es aber nicht nur um physische Barrieren, sondern auch um Barrieren bei der Kommunikation und Barrieren in den Köpfen.
Ursula Engelen-Kefer, Vorsitzende des SoVD Berlin-Brandenburg, macht auf die erschreckende Zunahme von Gewalt gegen Frauen im eigenen häuslichen Umfeld und auch öffentlichen Einrichtungen aufmerksam: „Wir verlangen von der Politik den Ausbau von Frauenhäusern mit Barrierefreiheit für Frauen und deren Kinder. Hierfür müssen die finanziellen Mittel in den öffentlichen Haushalten aufgestockt werden. Allen Vorhaben für die Beteiligung der betroffenen Mädchen und Frauen an den Kosten in Schutzeinrichtungen ist eine strikte Absage zu erteilen“.
Rainer Oetting, Geschäftsführer des Sozialverbands VdK Berlin-Brandenburg, moniert den enormen Mangel an barrierefreiem Wohnraum: „Schon jetzt gibt es eine Versorgungslücke von 2,4 Millionen altersgerechten und barrierefreien Wohnungen. Zum Schließen dieser Versorgungslücke müssten bis 2030 jährlich 400.000 neue barrierefreie Wohnungen geschaffen werden. Nur so können Menschen mit Behinderung gleichberechtigt entscheiden, wo und mit wem sie leben wollen und fühlen sich nicht gedrängt, in besonderen Wohnformen leben zu müssen.“
5. Mai 2024
Demo-Start um 12 Uhr am Bebelplatz
Kundgebung um 13 Uhr am Roten Rathaus
Mehr Infos unter www.protesttag-behinderte.de
Zum Aktionsbündnis gehören der Allgemeine Behindertenverband in Deutschland e.V. (ABiD), der Berliner Behindertenverband e.V., der Lebenshilfe Berlin e.V., der Paritätische Wohlfahrtsverband LV Berlin, SoVD LV Berlin-Brandenburg und der Sozialverband VdK Berlin-Brandenburg. Zahlreiche weitere Organisationen unterstützen die Demo und nehmen daran teil.
Ansprechpartnerin:
Christiane Müller-Zurek
Lebenshilfe Berlin e.V.
0176 10 17 92 22
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Die Demonstration und die Abschlusskundgebung werden ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung der Aktion Mensch, der größten privaten Förderorganisation im sozialen Bereich in Deutschland.