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Vorbild Neukölln: 25 Jahre Inklusion in Britz

13.06.2017

Am Samstag, den 17. Juni 2017, feiert die Lebenshilfe Berlin im Neuköllner Wohnpark Britz ihr 25-jähriges Jubiläum. Menschen verschiedener Nationen, behinderte und nicht behinderte, alte und junge Menschen leben hier in guter Nachbarschaft.

Seit 1992 gehören die Wohnstätte in der Straße 614, die Tagesförderstätte Neukölln und die ambulanten Dienste zum Stadtteil. „In Neukölln hat Inklusion Tradition und wurde in Britz schon lange vor der UN-Behindertenrechtskonvention gelebt“, betont Dietmar Meng,  Geschäftsführer der Lebenshilfe gGmbH.

Als eine der ersten Einrichtungen in Deutschland ermöglichte die Wohnstätte Menschen mit schwerer geistiger Behinderung ein Leben mitten im Stadtteil. Die Initiative für das Modellprojekt ging von Eltern aus, die für ihre Söhne und Töchter ein gemeindenahes Wohnangebot nach schwedischem Vorbild aufbauen wollten. Bis dahin waren die Psychiatrie oder sog. Großeinrichtungen die einzige Alternative zum Leben in der Familie.

Grundidee der Siedlung war die Integration von Bewohnern und Bewohnerinnen, die auf Grund ihrer persönlichen Lebenssituation Hilfe benötigen. Zwölf Prozent der Mieter hatten eine Behinderung. Das entsprach genau dem Berliner Durchschnitt. Von den insgesamt 227 Wohnungen sind 37 behindertengerecht und 11 altengerecht ausgestattet.

Anfangs wurde das Wohnprojekt der Lebenshilfe von der Humboldt-Universität wissenschaftlich begleitet. Heute leben in der Wohnstätte sechs schwer behinderte Menschen und sechs Senioren mit geistiger Behinderung. Regelmäßig informieren sich hier Besuchergruppen aus dem In- und Ausland über stadtteilintegriertes Wohnen, wie Claudia Angress, die Leiterin der Wohnstätte, berichtet.

Die Tagesförderstätte Neukölln bietet 37 Plätze für Menschen mit schwerer geistiger Behinderung. Besonders stolz ist die Leiterin Jeannette Hoffmann auf die breit gefächerten Kooperationsprojekte im Kiez, die auch schwer behinderten Menschen Erfolgserlebnisse im Arbeitsleben ermöglichen. Zum Beispiel reinigt Marc K. in der nahe gelegenen Autowerkstatt Höser Materialkisten, Susanne G. hilft beim Blumengießen. Claudia Höser, die Chefin des Familienbetriebs, versteht ihr Engagement als gesellschaftlichen Beitrag: „Ich finde es toll zu sehen, wie den beiden ihre Tätigkeit Spaß macht. Marc und Susanne gehören einfach mit dazu.“

Dirk Stöckigt, Leiter der Ambulanten Dienste, weiß, wie wichtig es ist, Angebote für behinderte Menschen kontinuierlich weiterzuentwickeln. Erst im Januar hat er einen Wohngemeinschaftsverbund für insgesamt sieben junge Frauen und Männer eröffnet. Die Maisonette-Wohnungen verfügen über eigene Gärten mit großen Terrassen.

Der 33-jährige Daniel Jentsch ist begeistert: „Es ist eine schöne WG, und es gefällt mir gut in der Siedlung. Es ist praktisch, dass die Geschäfte in der Nähe sind.“ David Gockel stammt aus Helmstedt. Nach einem schweren Unfall musste er sich zurück ins Leben kämpfen. Der 26-Jährige genießt, dass Berlin so multikulturell ist. Ihr Mitbewohner Benjamin Walz ist 32 Jahre alt und aus Stuttgart nach Berlin gekommen. Sein Ziel: „Ich möchte unbedingt lernen, in einer eigenen Wohnung zu leben.“ Rund um die Straße 614 leben viele Menschen, die im Rahmen des Betreuten Einzelwohnens von der Lebenshilfe unterstützt werden.

Für ein gelungenes Miteinander in der Siedlung kooperiert die Lebenshilfe eng mit vielen unterschiedlichen Initiativen im Bezirk, z.B. dem Türkisch-Deutschen-Zentrum. Und miteinander wird am 17. Juni gefeiert. Das Fest- und Show-Programm eröffnet Katharina Smaldino, die Behindertenbeauftragte in Neukölln. Auch die Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey hat ihr Kommen zugesagt.

17. Juni 2017
15 – 20 Uhr
Lebenshilfe gGmbH
Tagesförderstätte Neukölln
Str. 614 Nr. 26, 12347 Berlin


Ansprechpartnerin:
Jeannette Hoffmann
Telefon 030 6061392
mobil 0173 6271004
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Die Lebenshilfe Berlin engagiert sich seit 1960 als gemeinnützige Selbsthilfe-Organisation für Menschen mit Behinderung und ihr Recht auf ein selbstbestimmtes Leben mitten in der Gesellschaft. An über 200 Standorten unterstützen rund 1.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Menschen mit Behinderung und ihre Familien. Ein breites Angebot an Dienstleistungen orientiert sich am Leitbild der Inklusion.

Pressefotos

Bewohner mit Assistentinzoom

Männer-WG: Benjamin Walz, David Gockel und Daniel Jentsch (von links) mit Heilerziehungspflegerin Lisa Peuker

David Gockel in seinem WG-Zimmerzoom

David Gockel in seinem WG-Zimmer

David Gockel zoom

Stolz präsentiert WG-Bewohner David Gockel sein Wandbild

 
 

Fotos:
Christiane Müller-Zurek