In der Tiergartenstraße 4 stand früher mal ein Haus. Das gibt es jetzt nicht mehr. Heute steht an der Stelle eine blaue durchsichtige Wand. Es ist ein modernes Kunstwerk. Ich wusste erst gar nicht, was die blaue Wand bedeuten soll. Es steht auch nichts dazu da. Jeder kann sich selbst überlegen, was die Wand bedeutet. In der Wand spiegeln sich die Menschen. Sie werden doppelt. Die Welt sieht auch anders aus, wenn man durchguckt. Sie ist blau und wirkt fremd. Schaut es euch einfach an. Ich bin gespannt, wie ihr es findet.
Wie gesagt, früher stand hier ein Haus. In diesem Haus haben Ärzte und Verwaltungsmitarbeiter die Ermordung von vielen Menschen mit Beeinträchtigung geplant. Die Menschen waren psychisch krank, körperlich oder geistig beeinträchtigt. Dazu gehörten auch Menschen, die nicht so gut laufen konnten oder Epilepsie hatten.
Für jeden Mensch mit Beeinträchtigung gab es einen Meldebogen. Die Menschen selbst wussten nichts davon. Ein Arzt machte auf dem Bogen dann ein rotes Plus oder ein blaues Minus. Das rote Plus bedeutete, der Mensch wird getötet. Das blaue Minus bedeutete, der Mensch wird nicht getötet. Er darf weiter leben. Ein Plus oder ein Minus hat also über Leben oder Tod entschieden.
Zwischen 1939 und 1945 wurden 200 Tausend Menschen mit Beeinträchtigung umgebracht. Sie wurden in Gaskammern, durch Gift oder Hunger umgebracht. Zu den Tätern gehörten Wissenschaftler, Ärzte und Pfleger.
Es gibt an dieser Stelle eine lange Tafel. Auf der kann man die Geschichte von diesem Ort lesen. Es gibt viele Bilder und auch Texte in Einfacher Sprache. Das sind die gelben Texte.
Es lohnt sich auf jeden Fall dorthin zu gehen.