Am Meer
von Petra Wodtke
Ich bin gerne am Meer.
Berge sind auch schön.
Aber das Meer gefällt mir besser.
Es gibt viele Meere.
Alle sind schön.
Das Mittel-Meer ist im Süden.
Es hat viele Farben.
Es ist blau und grün.
Wenn blau und grün sich mischen ist es türkis.
Aber am Mittel-Meer ist es mir zu heiß.
Im Sand brennen die Füße.
In Deutschland gibt es
die Nordsee.
Die heißt „See“, ist aber auch ein Meer.
Die Nordsee ist lustig.
Sie ist mal da und mal weg.
Das nennt man Gezeiten.
Die Gezeiten haben mit dem Mond zu tun.
Ich weiß aber nicht was.
Mama hat es mir einmal erklärt.
Aber ich habe es wieder vergessen.
Am meisten mag ich die
Ostsee.
Ich liebe die Ostsee.
Im Sommer ist sie warm und streichelt die Haut.
Man kann baden.
Im Herbst liegt der Himmel auf dem Meer.
Das Wasser ist grau und schwer wie Blei.
Im Winter ist sie
aufgewühlt.
Wolken und Schaum-Kronen mischen sich.
Im Frühling glitzert das Wasser.
Die Luft schmeckt nach Blumen.
Ich fahre mit meinen Eltern manchmal in den Urlaub an die Ostsee.
Das geht eigentlich nicht jedes Jahr.
Aber einmal, da war ich 4 Mal an der Ostsee.
1 Mal in jeder Jahreszeit.
Das war eine besondere Zeit.
Davon will ich euch erzählen.
Das Meer im Sommer
Meine Eltern und ich fahren an
die Ostsee.
Es sind Sommerferien.
Ich bin schon fast erwachsen.
Nächstes Jahr fahre ich nicht mehr mit meinen Eltern in den Urlaub.
Dann fahre ich mit Freundinnen
oder mit meinem Freund.
Wenn ich dann einen Freund habe.
Noch habe ich keinen Freund.
Also fahre ich mit meinen Eltern ans Meer.
Ich freue mich sehr darauf.
Wir haben ein Hotel am Strand.
Kaum sind wir da, renne ich los.
Ich ziehe die Schuhe aus und grabe die Füße in den Sand.
Das ist so schön!
Der Sand ist oben ganz warm.
Steckt man die Zehen tiefer, wird er kühl.
Die Luft ist nicht zu warm und nicht zu kalt.
Das Wasser rauscht ganz sanft.
Ich sitze im Sand und freue mich.
Da sehe ich dich.
Du sitzt da und bewegst auch deine Zehen im Sand.
Dein Blick geht auf das Wasser.
Du liebst das Meer, so wie ich.
Das sehe ich sofort.
Jetzt steckst du auch deine Hände in den Sand.
Ich mache die Augen zu und höre den Sand leise rieseln.
Ich mache die Augen wieder auf und du sitzt noch da.
Ich will zu dir gehen und dir sagen, wie schön das Meer ist.
Ich will mich neben dich setzen.
Ich will spüren, wie der Sand durch deine und meine Finger rieselt.
Aber ich traue mich nicht.
Ich kenne dich ja gar nicht.
Dann kommen zwei Freunde von dir.
Du lachst, als du sie siehst.
Sie setzen sich zu dir in den Sand.
Ihr redet in einer fremden Sprache.
Ich kenne die Sprache nicht.
Sie klingt schön.
Ich höre gerne zu, obwohl ich nichts verstehe.
Papa sagt: „Lass uns ins Hotel gehen.“
Am nächsten Tag stehe
ich früh auf.
Unser Hotel hat ein Schwimm-Bad im Freien. Einen Pool.
Ich bade erst im Pool.
Später will ich im Meer baden.
Die Sonne scheint.
Ich liege auf einer Liege am Pool.
Plötzlich sehe ich dich.
In meinem Hotel.
Am Pool.
Mir wird heiß und kalt.
Du bist auch in meinem Hotel!
Dann sehe ich: Du machst keinen Urlaub.
Du arbeitest hier.
Du machst die Liegen sauber.
Du bringst Getränke.
Du nimmst leere Gläser mit.
Du holst Kissen und Schirme für die Gäste.
Ein Handtuch fliegt in den Pool.
Du holst eine Stange und fischst es heraus.
Du bist sehr freundlich zu allen.
Du sagst immer „bitte“ und „gerne“.
Aber ich höre: Lange Sätze fallen dir schwer.
Die sagst du nicht richtig.
Du kennst nicht alle Wörter.
Man hört: Du lernst noch Deutsch.
Du fühlst dich wohl in einer anderen Sprache.
Die Sprache hast du mit deinen Freunden am Strand gesprochen.
Wir sind eine Woche in
dem Hotel.
Jeden Tag sehe ich dich.
Du arbeitest am Pool oder sitzt am Strand.
Am schönen Meer, das wir beide so lieben.
Ich will dich ansprechen.
Aber ich traue mich nicht.
Was soll ich sagen?
Du sprichst meine Sprache nicht so gut.
Ich will nicht, dass du dich unwohl fühlst.
Nach einer Woche reisen wir ab.
Ich weine im Auto.
Mama und Papa denken, ich weine, weil ich das Meer vermisse.
Aber ich weine, weil ich an dich denke.
Das Meer im Herbst
Im Herbst haben Mama und Papa
eine Überraschung für mich.
„Wir fahren wieder ans Meer“, sagt Mama.
"Weil du das letzte Mal so traurig warst.
Als wir weggefahren sind.“
„Und weil du bald nicht mehr mit uns fährst“, sagt Papa.
„Du bist bald erwachsen und fährst mit deinen Freundinnen in den Urlaub.“
Ich freue mich sehr!
„Danke!“, sage ich und falle Mama und Papa um den Hals.
„Fahren wir wieder in das gleiche Hotel?“
Mama und Papa nicken.
Ich bin total aufgeregt.
Ob ich dich dort wiedersehe?
Wir kommen an der
Ostsee an.
Es ist jetzt Herbst.
Es ist sehr windig.
Im Wind sind kleine Wassertropfen.
Die können vom Meer sein oder vom Regen.
Der Sand ist kühl.
Das Wasser liegt wie Blei.
Es sieht ruhig aus, aber auch gefährlich.
Die Herbst-Ruhe vor dem Winter-Sturm.
Im Hotel ist der Pool geschlossen.
Die Schirme sind zugeklappt.
Die Liegen stehen am Rand.
Meine Augen suchen nach dir.
Bist du noch da?
Arbeitest du noch in dem Hotel?
Ich sehe dich nicht.
Das macht mich traurig.
„Freust du dich gar nicht?“, fragt Mama.
„Wir sind am Meer!
Das magst du doch so sehr.“
„Doch, ich freue mich“, sage ich:
„Das Meer im Herbst ist aber anders als im Sommer.
Es macht mich etwas nachdenklich.“
Abends essen wir im
Hotel.
Und da sehe ich dich!
Du arbeitest jetzt als Kellner.
Du räumst nicht nur Gläser ab, wie im Sommer.
Du gehst zu den Tischen und sagst:
„Was wollen Sie trinken?“
„Schmeckt es Ihnen?“
Du sprichst viel besser Deutsch als im Sommer.
Aber in deinem eigenen Ton.
Das finde ich sehr schön.
Deine Aussprache passt gut zu dir.
Und du siehst immer noch so schön aus.
Du bedienst auch unseren Tisch.
Du kommst zu uns und sagst:
„Guten Abend. Was darf ich Ihnen bringen?“
Mama und Papa bestellen.
Du schaust mich an.
„Und für dich?“, fragst du mich.
Ich werde ganz rot.
Du hast mich direkt angesprochen!
Da weiß ich gar nichts mehr.
Nicht, was ich essen will. Nicht, was ich trinken will.
Ich glaube, ich weiß sogar nicht mehr wie ich heiße!
Du schaust mich an und wartest auf meine Bestellung.
„Ich, ich, ich … ääh“, sage ich.
Mama und Papa schauen sich an.
„Möchtest du Nudeln essen?“, fragt mich Mama.
„Ich weiß nicht …“, sage ich.
Meine Stimme klingt ganz anders als sonst.
Ich traue mich nicht, dich anzuschauen.
Aber du schaust mich an.
Du sagst: „Weißt du was? Ich habe eine Idee.
Für dich gibt es ein Spezial-Gericht aus meiner Heimat.
Es heißt Kushari.
Das wird dir schmecken.
Ganz bestimmt! Okay?“
Jetzt schaue ich dich doch an.
Du lachst.
Aber du lachst mich nicht aus.
Du lachst mich an.
Deine Augen sind so freundlich.
Und so schön!
Sie sind türkis wie das Mittel-Meer.
Wenn blau und grün sich mischen.
„Ja, okay!“, sage ich.
Das Essen schmeckt wirklich toll.
Als du wieder an den Tisch kommst, frage ich dich:
„Wie heißt das nochmal?“
„Kushari. Man spricht es: Ku-scha-ri.“
Ich wiederhole das Wort.
„Heißt das was?“, frage ich.
„Ja“, sagst du: „Es heißt sowas wie Misch-Masch.“
„Misch-Masch-Essen!“, sage ich.
Wir lachen beide miteinander.
Wir sehen uns jeden
Abend.
Du kommst immer zu uns an den Tisch.
Auch wenn du uns nicht bedienst.
Dann reden wir kurz und wir lachen viel.
Doch bald ist der Urlaub zu Ende.
Am letzten Abend kommst du nicht an den Tisch.
Ich schaue mich um.
Aber du bist nicht da.
Papa fragt einen anderen Kellner.
Du hast heute frei.
Ich kann dir nicht „lebe wohl“ sagen!
Ich bin ganz traurig.
Ich esse nicht auf, sondern laufe zum Strand.
Ich ziehe die Schuhe und Socken aus.
Die Füße grabe ich tief in den Sand.
So sind sie gar nicht kalt.
Der Wind rauscht lauter als das Wasser.
Er schmeckt nach Salz.
Ich hoffe ganz leise, dass du auch kommst.
Dass du dich neben mich setzt.
Dass du auch die Füße in den Sand steckst.
Und wir zusammen auf das Meer schauen .
Das wünsche ich mir ganz fest.
Ich mache die Augen zu und denke ganz fest an dich.
Ich mache sie wieder auf.
Aber du bist nicht da.
In der Nacht träume ich von dir.
Wir sind am Strand.
Erst bist du nahe bei mir.
Dann will ich dich anschauen und mit dir sprechen.
Doch da bist du auf einmal weit weg.
Wie ein Schatten.
Auf der Fahrt zurück
bin ich immer noch traurig.
„Ich konnte nicht Tschüss sagen.
Ich weiß nicht einmal, wie er heißt!“, sage ich.
Zuhause bin ich immer noch traurig.
Und die nächsten Wochen auch.
Immer wieder denke ich an dich.
Ich kann gar nicht damit aufhören.
Meine Eltern merken das.
Sie reden miteinander.
Das Meer im Winter
An Weihnachten liegt ein
besonderes Geschenk unter dem Baum.
Mein Papa sagt: „Dieses Jahr verbringen wir Silvester an der Ostsee!
Wir fahren wieder in das Hotel.
Freust du dich?“
Ich bin total sprachlos.
Meine Augen leuchten.
Und wie ich mich freue!
Ich freue mich riesig!
Bald sitzen wir wieder im Zug ans Meer.
Als wir am Hotel ankommen, laufe ich zuerst an den Strand.
Ich denke an dich, aber ich gebe es zu:
Das Meer habe ich noch ein wenig mehr vermisst.
Es stürmt ganz schön stark.
Der Wind reißt mir die Kapuze vom Kopf.
Ich kann nicht gerade stehen.
So sehr rüttelt der Wind an mir.
Schnell gehen wir hinein.
Dort ist es warm.
Es ist schon der 31.12. – Silvester.
Wir bleiben nur eine Nacht.
Im Hotel ist viel los.
Gäste kommen an.
Wer hier arbeitet, bereitet das Fest vor.
Dieses Mal sehe ich dich nicht.
Du siehst mich zuerst.
Ich höre ein lautes Rufen.
Du läufst auf mich zu und fällst mir um den Hals.
„Hallo!“, rufst du:
„Toll, dich zu sehen!
Wie schön, dass wir heute zusammen feiern.
Wir feiern zusammen in das neue Jahr!“
Ich freue mich so sehr.
Dass wir uns sehen.
Dass wir zusammen feiern.
Dass du dich so freust.
Darüber vor allem.
Dass du dich freust, mich zu sehen!
Ich umarme dich ganz fest.
Dann musst du weiter arbeiten.
Es gibt noch viel zu tun.
Abends ist alles sehr
festlich.
Alle tragen schicke Kleidung.
Das Essen ist sehr gut.
Und es gibt Sekt.
Es ist noch eine halbe Stunde bis Mitternacht.
Bis das alte Jahr geht und das neue kommt.
Was wird mir das neue Jahr wohl bringen?
Da kommst du zu mir.
Du hast eine Flasche Sekt und zwei Gläser.
„Komm, lass uns zum Strand gehen.
Schnell, damit mein Chef mich nicht sieht!“
Du ziehst mich mit.
Ich greife meine dicke Jacke.
Du nimmst meine Hand und wir laufen.
Am Wasser ist es kühl.
Aber der Wind ist nicht mehr so stark.
Das Meer ist ruhig.
Es ist nicht ganz dunkel.
Der Mond scheint.
Das Wasser ist wie Silber.
Wir lassen uns in den Sand fallen.
Du öffnest den Sekt
Wir stoßen an.
„Ich bin froh, dass wir uns noch einmal sehen“, sagst du.
Wir sitzen eng zusammen.
Das ist so schön.
Ich sage nichts.
Es ist einfach schön mit dir hier zu sitzen.
Du sagst: „Ich habe mich so gefreut, als du das Essen aus meiner Heimat
probiert hast!
Als du das letzte Mal hier warst.
Viele wollten es nicht.
Weil der Name fremd ist.
Du warst ganz offen und hast es gegessen.
Das hat mich so gefreut!
Es hat dir doch geschmeckt, oder?“
Ich nicke.
„Ich war sehr traurig, dass wir uns nicht verabschieden konnten“, sagst du.
„Ich war auch so traurig!“, sage ich.
„Es war so schön mit dir.
Jeden Abend.
Aber am letzten Abend warst du nicht da.
Ich weiß auch gar nicht, wie du heißt.“
Du drehst den Kopf zu mir.
Wieder lachst du mich so schön an.
Wie beim letzten Mal.
„Ich heiße Kamal“, sagst du.
Da beuge ich mich vor und gebe dir einen Kuss.
Direkt auf den Mund.
Ich denke nicht darüber nach.
Ich tue es einfach.
Und du tust etwas ganz Schlimmes!
Du zuckst zurück und drehst dich weg.
Du willst mich nicht küssen!
Ich bin sehr erschrocken.
Das war falsch von mir.
„Es tut mir leid!“, rufe ich.
Ich will aufspringen und weglaufen.
Es ist mir peinlich.
Mein Kopf ist heiß.
Aber du hältst mich fest.
„Hey“, sagst du: „Bitte bleib hier!
Geh nicht weg. Bitte!
Ich will es dir erklären.“
Du ziehst mich wieder in den Sand.
Da muss ich weinen.
„Du willst mich nicht küssen“, rufe ich.
Mein Gesicht ins ganz nass.
Aber nicht vom Salzwasser.
Jetzt sind es meine Tränen.
„Bitte, lass es mich erklären“, sagst du.
Du wischst mit der Hand die Tränen weg.
Du sagst:
„Ich küsse keine Frauen.
Ich liebe Männer.
Ich mag dich, wirklich!
Aber als Freundin.
Nicht mit Küssen.
Ich stehe auf Männer.
Ich bin schwul.“
Ich staune nicht schlecht.
Darüber habe ich nie nachgedacht!
Jetzt erzählst du:
„Ich komme aus Ägypten.
Da ist es anders als hier.
Männer müssen Frauen lieben.
Als Mann darf man nicht zeigen, dass man Männer liebt.
Oder als Frau, wenn man Frauen liebt.
Das ist gefährlich.
Man kann ins Gefängnis kommen.
Deshalb wollte ich nicht dort bleiben.
Ich will in einem Land leben, in dem ich einen Mann lieben darf.
Aber ich liebe auch das Meer!
In Ägypten gibt es das Mittel-Meer.
Da war ich früher oft.
Also bin ich hierher gekommen.
Nach Deutschland. An die Ostsee.“
„Oh“, sage ich.
Ich weiß erst nicht, was ich noch sagen soll.
Dann greife ich Kamals Hand.
„Ich mag dich auch.
Als Freund.
Und ich mag das Meer auch.“
„Das habe ich sofort gesehen“, sagt Kamal:
„Darum mag ich dich auch!“
„Ich bin sehr froh, dass wir uns hier getroffen haben“, sage ich.
Da knallt es plötzlich ganz laut.
Der Himmel wird bunt.
Grüne, rote, gelbe Blitze.
Das Feuerwerk, es ist Mitternacht!
„Frohes neues Jahr!“, ruft Kemal.
Wir heben die Gläser.
So sitzen wir noch
lange nebeneinander.
Wir trinken Sekt und schauen auf das Meer, das wir beide lieben.
„Musst du nicht zurück? Zur Arbeit?“, frage ich irgendwann.
„Ich will nicht, dass du Ärger bekommst.“
„Nein“, sagst du.
„Gestern war mein letzter Tag.
Ich arbeite ab heute nicht mehr in dem Hotel.
Ich gehe fort.“
„Was?“, frage ich und kriege wieder große Augen.
„Wohin gehst du?“
„Hier ist es schön“, sagt Kemal.
„Die Menschen im Hotel sind meistens nett.
Nicht alle. Aber die meisten.
Das Meer ist schön.
Aber es ist so kalt.
Wo ich herkomme, ist es nie so kalt.
Das ist sehr schlimm für mich.
Ich friere fast immer.
Auch im Sommer.
Im Sommer ist es ein wenig warm.
Aber ich mag es richtig heiß.
Wenn die Luft über dem Wasser flimmert.
Das mag ich.
Das gibt es an der Ostsee nicht.“
„Stimmt“, sage ich.
„Ich kenne das Mittel-Meer.
Mir ist es dort zu heiß.
Wohin gehst du?“
„Ich gehe nach Spanien“, sagst du:
„Dort gibt es auch das Mittel-Meer.
Dort ist es wärmer.“
Ich denke darüber nach.
Dann sage ich: „Ich bin traurig, dass du weggehst.
Aber ich bin froh, dass wir uns getroffen haben!“
Am 1. Januar reisen
wir wieder ab.
Kamal und ich haben uns schon „lebe wohl“ gesagt.
Abends am Strand.
Mama, Papa und ich gehen noch einmal am Meer spazieren.
Es ist eiskalt
Die Luft ist frisch und klar.
Der Atem wird vor dem Mund zu kleinen Wolken.
Ich bin sehr glücklich.
Das fällt Mama und Papa auf.
Aber sie fragen nicht.
„Es ist schön, dich glücklich zu sehen“, sagt Mama.
Das Meer im Frühling
Im
nächsten Frühling tue ich etwas Besonderes:
Ich fahre mit einer Freundin ans Meer!
An die Ostsee.
Nur mit ihr, ohne Mama und Papa.
Aber nicht in ein Hotel.
Wir schlafen in einem Zelt.
Es ist ein kleines Abenteuer.
Als wir ankommen, ziehe ich sofort die Schuhe aus.
Ich laufe in den Sand und vergrabe die Zehen.
Das Wasser glitzert.
Die Luft schmeckt nach Blumen.
Wo du jetzt wohl bist, mein lieber Kamal?
Ich denke an dich.
Immer, wenn ich am Meer bin.
Aber traurig bin ich nicht.
Petra Wodtke wurde 1981 in Bielefeld geboren. Seit über 20 Jahren lebt sie in Berlin. Noch länger schreibt sie Geschichten. Sie hatte einen Blog. 2015 erschien ihr erster Roman. Sie schreibt auch wissenschaftliche Artikel. Denn sie arbeitet an der Universität. Ihr Job ist es, schwere Forschung einfach zu erklären. Erst seit Kurzem schreibt sie Geschichten in Einfacher Sprache. Das macht ihr sehr viel Spaß!