Mit anderen Augen
von Erika Hein
Wie liebe ich das Wasser. Da ist es mir egal, ob es die oder der See ist. Nun aber war es anders gekommen, wir waren in den Bergen. Ja, so sagt man wohl. In den Bergen waren wir dennoch nicht, eher davor oder dazwischen. Majestätisch reckten sie sich nach oben. Sehr klein, fast mickerig kam ich mir vor. Pompös schienen ihre Gipfel auf Wälder und Ortschaften nieder zu schauen. Die Sonne schien so wunderbar und unsere Schritte führten uns zu herrlichen Ausblicken. Ein Wasserfall rauschte sein ewiges Lied. Mitten im Wald ruhte ein See mit glasklarem Wasser. Der Waldweg leitete uns zu einer großen Wiese. Da blühten ganz kleine Orchideen. Man musste schon genau hinsehen, sonst übersah man sie. Runde, dicke Disteln duckten sich stiellos im Gras. Ich setzte mich an einen kleinen Abhang, genoss die Weite und den Duft des Sommers. In der Ferne reckte sich der Kirchturm einer Ortschaft empor und sah doch so niedrig aus. Die Turmuhr schlug zur Mittagsstunde. Die Luft flimmerte. Ein Schmetterling gaukelte vorüber. Ich setzte mich an einem kleinen Hügel. Im Gras mühte sich eine kleine Raupe den Schachtelhalm zu erklimmen. Irgendwo das Gebimmel einer Kuhglocke. Mir war so wohlig. Da riss mich die barsche Stimme meines Gefährten aus der Idylle: ,,Na, nun komm schon, ich möchte noch viel sehen.