Die Taten der Herkuline - Teil 6 Vorlesen

11. Feb 2022Petra Wodtke
Vollmond, Foto von kasabubu auf Pixabay

9. Der Eber

Lisa und ich gehen zur Koppel.
Die Pferde laufen im Freien.
Sie sehen jetzt viel fröhlicher aus.
Die Pferde kommen an den Zaun.
Wir streicheln sie.
Aber was ist das!

Da ist ein Loch im Zaun.
Ein Pfosten ist schief und die Seile sind lose.
Jemand hat die Erde am Pfosten umgegraben.
„Wer kann das gewesen sein?“, frage ich.
Lisa kniet sich hin und schaut alles genau an.
„Da sind Spuren“, sagt sie.
„Was für Spuren?“, frage ich.
„Von einem Tier“, sagt sie. „Aber ich weiß nicht was für ein Tier.“

Die Spuren gehen in die Koppel.
Sie führen vom Loch im Zaun direkt zum Futter.
Das ist es also: Ein Tier klaut den Pferden Futter!
„Was für ein Tier das wohl ist?“, frage ich. „Sollen wir das Einhorn fragen? Es kann mit den Pferden sprechen.“
„Nein“, sagt Lisa, „lassen wir das Einhorn in Ruhe. Es hat schon so viel für uns getan. Wir kriegen alleine heraus, was hier los ist.“

Wir flicken den Zaun.
Aber am nächsten Tag ist er wieder kaputt.
Das Tier kommt also nachts.
Lisa hat einen Plan.
Wieder flicken wir den Zaun.
Abends gehen wir zum Wald-Rand.
Der Wald ist neben der Koppel.
Wir klettern auf einen Baum und beobachten den Zaun.

Es ist Voll-Mond und alles ist hell.
Wir warten.
Aber nichts passiert.
Ich werde sehr müde.
Mir fallen die Augen zu.
Da schüttelt mich Lisa.
„Du schnarchst!“, sagt sie leise. „Du vertreibst das Tier.“

Ich bin wieder hellwach.
Aber nur kurz.
Wieder fallen mir die Augen zu.
Lisa ist gar nicht müde.
So schaut gespannt auf den Zaun.
Wie macht sie das nur, dass sie gar nicht müde ist?
Ich will sie fragen – da raschelt es im Wald!

Ich halte gespannt die Luft an.
Wir bewegen uns nicht.
Plötzlich kommt ein dicker runder Schatten aus dem Wald.
Er läuft in das Mond-Licht.
Es ist ein großes schwarzes Tier.
Kleiner als ein Pferd aber größer als ein Hund.

Das Tier geht zum Zaun und fängt an mit dem Kopf zu graben.
An seinem Maul sind Fang-Zähne.
Sie sind klein aber sehr spitz.
„Was ist das für ein Tier?“, frage ich Lisa ganz leise.
„Das ist ein Eber“, sagt Lisa, „ein männliches Wild-Schwein.“
Oh ja, es sieht wirklich wild aus, denke ich.
Der Eber gräbt sich durch den Zaun.
Er rennt auf die Koppel und frisst das Pferde-Futter.
Dann rennt er wieder in den Wald.
Lisa und ich bleiben auf dem Baum bis die Sonne aufgeht.
„Was tun wir jetzt?“, frage ich Lisa.
Sie sagt: „Wir schlafen jetzt und später haben wir eine gute Idee.“
Und so machen wir es!

Lisa hat auch eine gute Idee.
Wir flicken den Zaun.
Dann legen wir Futter an die Stelle vor den Zaun.
Abends klettern wir auf den Baum.
In der Nacht kommt der Eber.
Aber jetzt gräbt er nicht.
Er schnuppert und frisst das Futter vor dem Zaun.

Am nächsten Abend legt Lisa das Futter weiter weg vom Zaun.
Etwas näher an den Wald.
Wir warten in der Nacht nicht auf dem Baum.
Am nächsten Morgen ist das Futter weg.
Lisa legt das Futter jeden Abend etwas näher an den Wald heran.
Denn der Eber wohnt im Wald.
Er soll gar nicht so nahe an die Koppel kommen.
Es klappt.
Der Zaun bleibt heile und der Eber bleibt im Wald.

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