Heimat
von Mezkin Hussein
Ich bin Kurdin.
Ich habe kein Heimatland.
Geboren und groß geworden bin ich in Qamischli.
Das ist im Nordosten von
Syrien.
Ich habe dort mit meinen Eltern und Geschwistern gelebt.
Ich habe als Privatlehrerin
gearbeitet .
Aber ich bin keine Syrerin.
Dann kam der Krieg.
Wir mussten fliehen.
Ich habe mit meinem Mann und
meinem Sohn drei Jahre in der Türkei gelebt.
Ich war in der Schule und habe die türkische Sprache gelernt.
Dann habe ich als Lehrerin und Übersetzerin gearbeitet .
Aber ich bin keine Türkin.
2015 endete unsere Flucht in Deutschland.
Acht Jahre sind wir schon hier.
Wir wurden willkommen
geheißen. Viele Menschen halfen uns.
Aber ich bin keine Deutsche.
Jetzt leben wir in Kulmbach.
Ich habe auch die deutsche
Sprache gelernt.
Ich arbeite wieder als
Lehrerin in einer Schule.
Meine Tochter geht in den
Kindergarten, mein Sohn ins Gymnasium.
Mein Mann hat sich als
Schneider selbständig gemacht.
Aber es kommt mehr dazu:
Ich habe Freunde gefunden,
auch deutsche Freunde.
Ich fühle mich hier wohl und
geborgen.
Ich bin hier sicher.
Ich möchte nicht mehr weg von
hier.
Nicht noch einmal neu
anfangen.
Ich glaube, Kulmbach ist mein
Zuhause.
Es ist zu meiner Heimat
geworden.