3. Der Pferde-Stall
Der König stellt mir die nächste Aufgabe.
Ich soll den Stall ausmisten.
Der König hat 100 Pferde.
Die machen viel Pferde-Mist.
Wie soll ich das schaffen?
Ich nehme eine Schaufel und fange an.
Das dauert viel zu lange, denke ich.
Wenn ich damit fertig bin, ist Lisa 100 Jahre alt.
Ich weiß nicht, was ich tun soll.
Aber Lisa weiß es!
Sie hat wieder eine supergute Idee.
„Nimm einen Wasser-Schlauch“, sagt sie. „Mit einem Wasser-Schlauch spülst du den Mist einfach weg.“
Das mache ich!
Ich bin so stark, dass ich sogar zwei Wasser-Schläuche halten kann.
In jeder Hand einen.
So geht es richtig schnell.
Das Wasser rauscht und spritzt.
Aber die Pferde werden unruhig.
Sie stehen in sehr kleinen Boxen.
Ein Pferd ist anders als die anderen.
Es steht nicht in einer Box.
Ich sehe es draußen durch das offene Tor.
Vielleicht ist es ausgebüxt, denke ich.
Jetzt hat es Hunger und kommt zurück?
Ich gehe aus dem Stall – und staune.
Was für ein wunderschönes Pferd!
Sein Fell ist ganz weiß und es hat ein Horn auf der Stirn!
Das Horn ragt hoch, wie eine kleine Lanze.
Es ist ganz bunt in den Farben vom Regen-Bogen.
Da sagt das weiße Pferd: „Hallo.“
Ich staune noch mehr.
Meine Augen sind groß und mein Mund steht offen.
„Hallo, ich bin Herkuline“, sage ich unsicher.
Das weiße Pferd sagt: „Ich bin ein Einhorn. Ich wohne im Wald. Die Pferde hier haben mich gerufen. Sie sagen, du hilfst ihnen. Du machst endlich den Stall sauber. So lange war es sehr dreckig hier. Der König sorgt schlecht für sie.“
„Der König ist auch zu mir gemein“, sage ich. „Ich muss für ihn Aufgaben erfüllen. Schaffe ich es nicht, dann muss ich seinen Sohn heiraten.“
Das Einhorn sagt: „Ich habe auch eine Aufgabe für dich. Aber es ist eine Bitte, kein Zwang. Den Pferden geht es nicht gut. Sie stehen immer im Stall. Sie wollen auf die Weide und in der Sonne laufen. Kannst du dem König sagen, er soll die Pferde aus dem Stall lassen?“
„Oh, ich weiß nicht“, sage ich. „Der König ist nicht sehr nett. Wie soll ich ihn dazu bringen die Pferde auf die Weide zu lassen? Er wird nicht auf mich hören.“
Das Einhorn schwenkt den Kopf auf und nieder.
„Ich sehe Dinge, die andere nicht sehen“, sagt es. „Und ich sehe in dir großen
Mut und große Kraft.“
Ich reiße wieder die Augen auf.
„In mir?“ frage ich. „Das kann ich nicht glauben!“
„Doch“, sagt das Einhorn: „Ich bitte dich, gehe zum König und frage ihn. Ich
weiß, dass du das kannst. Lisa hilft dir.“
Ich bin überrascht.
„Woher kennst du Lisa?“ frage ich das Einhorn.
Doch auf einmal ist es verschwunden.
So lautlos, wie es erschienen ist.
Ich reiße wieder die Augen auf.
Dann reibe ich mir die Augen.
Habe ich geträumt?
Ich schaue auf den Boden.
Dort sind Abdrücke im Gras.
Das Einhorn war da.
Ich muss mich mit Lisa besprechen.
Schnell beende ich die Aufgabe.
Als es Abend ist habe ich den ganzen Pferde-Mist aus dem Stall gespült.