2. Die Vogel-Feder
Der König gibt mir die erste Aufgabe.
Ich soll für ihn eine Vogel-Feder fangen.
Von einem riesigen Vogel.
Der größte Vogel, der je gelebt hat!
Er hat Flügel aus Feuer und Krallen wie Messer.
Sein Schnabel ist spitz wie eine Hacke.
Jede Feder an seinem Schwanz ist so lang, wie ich groß bin.
Und er kreischt so laut, dass mir die Ohren weh tun.
Mein ganzer Kopf klingelt von seinem Schrei.
Ich habe Angst und bin verzweifelt.
Wie kriege ich nur die Vogel-Feder?
Ich muss wieder weinen.
Da nimmt Lisa mich in den Arm.
Sie sagt: „Du musst nicht weinen.
Ich habe eine Idee.“
Sie flüstert mir die Idee ins Ohr.
Es ist eine super Idee!
Lisa hat immer gute Ideen.
Darum liebe ich sie und will sie heiraten.
Ich mache, was Lisa gesagt hat:
Ich klettere zum Nest des riesigen Vogels.
Das Nest liegt auf einem spitzen Berg.
Es ist auch riesig, wie der Vogel.
Das Nest ist so groß wie ein Baum-Haus.
Ein Baum-Haus auf einer Berg-Spitze.
Es stinkt nach altem Vogel.
Ich verstecke mich bei dem Nest.
Dann fliegt der Vogel weg, um andere Vögel und Menschen anzuschreien.
Ich schleiche mich ins Nest.
Dort liegt eine Vogel-Feder!
Ich nehme sie.
Aber da liegt noch mehr: ein riesiges Ei!
Das Ei ist auch fast so groß wie ich.
Das erschreckt mich.
Daraus kommt bald ein neuer böser Vogel.
Er wird auch viele Menschen anschreien und Angst und Schrecken verbreiten!
Ich fasse einen Plan:
Ich will das Ei aus dem Nest rollen.
Es soll den Berg herunterfallen und zerbrechen.
Dann müssen die Menschen keine Angst mehr haben.
Ich stemme meine Schulter gegen das Ei.
Es neigt sich leicht zur Seite.
Die Zweige im Nest knistern, weil es so schwer ist.
Doch dann kommen mir Zweifel.
Ich höre auf.
Im Ei wächst ein Küken.
Der große Vogel wird Mutter!
Vielleicht schreit er gar nicht, weil er böse ist?
Vielleicht will die Mutter nur ihr Küken beschützen?
Alle Mütter wollen ihre Kinder beschützen.
Ich darf das Ei nicht aus dem Nest werfen.
Das wäre total gemein!
Dann wäre ich so gemein zum Vogel, wie der König zu mir ist.
So will ich aber nicht sein.
Ich lege eine Hand auf das Ei.
Und ein Ohr.
Ich glaube, ich höre etwas, oder?
Jetzt schnell weg, denke ich.
Mit der Feder zwischen den Zähnen klettere ich den Berg hinunter.
Stolz bringe ich sie zum König.
Der ist wütend.
Er dachte, ich schaffe es nicht.
Abends erzähle ich Lisa von dem Ei.
Und wie gut ihr Plan geklappt hat.
Lisa sagt: „Es war richtig das Ei nicht aus dem Nest zu werfen.
Ich bin sehr stolz auf dich.“
„Und ich auf dich!“, sage ich.
„Du hattest die tolle Idee.“