„Was
ist Eimer-Erde?“, wollte Flitzi wissen.
Flitzi
heißt eigentlich Felizitas. Aber das konnte sie nicht gut sagen.
Jetzt
heißt sie Flitzi.
„Los!
Sag es mir! Was ist Eimer-Erde?
Und
warum sollen wir Oma damit eingraben?“
Ich
seufzte.
„Heimat-Erde.
Oma meint Heimat-Erde. Und wir sollen sie nicht eingraben.
Wir
sollen sie darin begraben. Wenn sie mal tot ist.“
„Stirbt
Oma jetzt?“, fragte Flitzi.
„Nein“,
sagte ich, „Also jedenfalls nicht sofort“
„Wenn
Oma 100 ist?“, fragte Flitzi wieder.
„Vielleicht“,
sagte ich.
Und
dachte: Bis zur 100 ist es nicht mehr weit. Nur noch ein Jahr.
Oma
ist 99. Eigentlich ist sie meine Ur-Oma.
Aber
alle sagen weiter Oma.
„Wenn
Oma tot ist“, sagte Flitzi, „Darf ich sie dann ein·graben?
Ich
habe einen Eimer! Ich hole Eimer-Erde!“
„Heimat-Erde,
Flitzi, Heimat-Erde! Und nein, du darfst Oma nicht eingraben.
Das
macht dann ein Bestatter. Und wir gucken zu und sind traurig.
Aber
jetzt noch nicht. Hast du ja gesehen. Oma ist noch topfit.
Das
dauert noch mit dem Sterben.“
„Erst
wenn sie 100 ist“, sagte Flitzi ernst, „Und dann komm ich mit meinem Eimer.
Wirst schon sehen.“
„Okay“,
sagte ich, „Das sehen wir dann. Aber jetzt gehen wir nach Hause.
Wink
mal! Oma wartet schon.“
Flitzi
winkte.
Oma
stand nämlich am Fenster und winkte auch. Zum Abschied.
Oma
hatte das immer schon gemacht. Mein ganzes Leben lang.
Ich
winkte auch. Mehr als sonst. Bald ist sie 100, dachte ich.
Dann
setzte ich Flitzi in den Fahrrad·sitz und wir fuhren nach Hause.
Wir
wohnen nicht weit. Unser Dorf ist klein.
Aber
immerhin:
Wir
haben einen Super·markt, eine Kirche und eine Tank·stelle.
Die
ist so billig, dass viele aus der Stadt zu uns zum Tanken kommen.
Die
Tank·stelle ist der wichtigste Platz im Dorf. Hier treffen sich alle.
An
der Tank·stelle hängt man so rum.
Dann
kommt jemand und man ist nicht mehr alleine.
An
der Tank·stelle passiert wirklich alles.
So
habe ich auch Flitzis Vater kennen·gelernt. Das war vor 5 Jahren. Mauro. Ich
war 17 und gerade mit der Schule fertig.
Deshalb
hatte ich jede Menge Zeit.
Also habe
ich bei der Tank·stelle gejobbt. Kasse und Wasch·anlage.
Es
war Sommer und ich wollte ein bisschen Geld verdienen.
Mauro
kam aus der Stadt.
Er
musste die Dienst·wagen von seiner Firma tanken.
Und
durch die Wasch·anlage fahren.
Als
er zum ersten Mal kam, hatte er einen schwarzen Mercedes dabei.
Der
glänzte. Musste nicht gewaschen werden. Fand ich.
Aber
Mauro sagte, doch, der Mercedes muss unbedingt gewaschen werden.
Am
nächsten Tag war Mauro wieder da. Am übernächsten Tag auch.
Die
Firma hatte wohl viele Dienst·wagen. Auch ziemlich komische.
Einen
uralten Opel und einen BMW, wo schon die Stoß·stange ganz schief war. Und einen
Volvo mit Dellen überall.
Deshalb
war Mauro fast jeden Tag da.
Später
hat er mir erzählt, dass es eigentlich nur einen Dienst·wagen gab.
Den
schicken Mercedes.
Die
anderen Autos hatte er sich von seinen Freunden geliehen.
Weil
er verknallt in mich war. Mauro also. Ich fand ihn nett.
Und
süß mit dem ganzen Theater mit den alten Autos.
Und
an einem Abend fuhr ich mit ihm in die Stadt.
Es
war ein sehr schöner Abend. Mit viel Liebe für eine kurze Zeit.
Und
so wurde ich schwanger mit Flitzi.
Das
merkte ich aber erst ein paar Wochen später.
Da
war Mauro schon weg.
Er
musste zurück in seine Heimat. Obwohl er das gar nicht wollte.
Er
war schon als Kind nach Deutschland gekommen.
Er kannte
seine Heimat gar nicht. Abschieben nennt man das.
Mauro
war weg, das Baby blieb.
Jetzt
war ich eine Heimat für das Kind in meinem Bauch.
Ein
Kind mit 17 ist nicht so easy.
„Jetzt
sitzt du hier fest im Dorf“, hatte Dana zu mir gesagt,
„Schöne
Scheiße!“
„Kannst
du vielleicht mal was Positives sagen?“, fragte ich,
„Irgendwas,
das mich aufmuntert?“
„Du
wirst noch fetter werden“, sagte Dana.
„Was
Positives!“, sagte ich.
„Du
wirst nie wieder schlafen“, sagte Dana.
„Gib
dir mal Mühe, verdammt“, sagte ich.
„Okeee“,
sagte Dana und spuckte ihren Kaugummi aus,
„Das
Baby wird ein Mädchen. Das ist schon mal gut.
Mädchen
sind einfach besser.“
„Weiter“,
sagte ich.
Dana
zündete sich eine Zigarette an. An der Tank·stelle ist Rauchen verboten. Aber
auf jeder Tank·säule steht ein Aschen·becher.
Unser
Dorf hat seine eigenen Regeln.
„Also…“,
sagte Dana, „ja, jetzt weiß ich was!
Das
Baby wird dir Glück bringen. Wie so eine Winke-Katze…“
„Hä?“,
fragte ich.
„Na,
diese Winke-Katzen aus dem Asia-Shop. Die bringen Glück.
Dein
Baby bringt auch Glück. Weil es ein Kind der Liebe ist!“
„Boah,
bist du kitschig“, sagte ich. „Ich habe nur einmal mit Mauro geschlafen.“
„Aber
aus Liebe!“, sagte Dana.
„Okay“,
sagte ich, „aus Liebe.“
„Weiter“,
sagte Dana, „Du wirst ein langes Leben haben.
Und
immer in diesem Kack·dorf bleiben.
Irgend·wann
kommt ein neuer Mauro an die Tank·stelle.
Mit
dem machst du dann ein neues Kind.
Und
das ist dann echt die große Liebe.
Ihr
zieht in das Haus von deiner Oma und alles wird gut.
Du
wirst steinalt. Irgendwann stirbst du.
Und
dann bleibst du immer noch im Dorf.
Weil
du auf unserem Kack-Friedhof begraben wirst.
Ich
komme zu deiner Beerdigung. Ich bin dann auch schon steinalt.
Aber
ich lebe in New York und bin steinreich geworden.
Deshalb
komme ich mit meinem eigenen Hub·schrauber
und
lande auf deinem Grab. Das ist das Ende von der Geschichte.“
„Danke“,
sagte ich, „Jetzt weiß ich alles.
Ein
Glück, dass ich eine Freundin wie dich habe.
Ich
kann dich dann ja mal in New York besuchen kommen…“
„Du
doch nicht“, sagte Dana, „Du verreist doch nie. Du bist ein Heim·scheißer.
Immer schon gewesen. Die Welt muss immer zu dir kommen. So wie Mauro.
Du
wirst hier nicht weg·gehen.“
Und
dann schnippte sie ihre Zigarette weg.
Ein
paar Monate später war Dana dann wirklich in New York.
Und
ich hatte wirklich ein Baby. Und Dana hatte recht gehabt.
Es
war ein Mädchen. Dana hatte weiter recht gehabt: Ich schlief niemals.
Das
Baby war immer wach. Ich ging mit ihm spazieren. Tag und Nacht.
Zum
Super·markt, zur Kirche, zur Tank·stelle.
Die
Tank·stelle war das Beste.
An
der Tank·stelle wurde Flitzi ruhig.
Das
lag wahrscheinlich an den Geräuschen.
Das
Brummen der Tank·säulen. Die Motoren der Autos.
Das
Gerede der Leute.
Nach
der Tank·stelle ging ich mit Flitzi zu Oma.
Oma
hatte einen Schaukel·stuhl. Da setzte ich Oma rein.
Dann
legte ich Flitzi in Omas Arm.
Oma
fing an zu schaukeln. Und dann schlief Flitzi endlich.
Oma
schaukelte und schaukelte.
Ich
legte mich aufs Sofa dazu und schlief auch mal ein bisschen.
Nach
einer Zeit wurde Flitzi wach. Sie meckerte.
Dann
fing Oma an zu erzählen. Damit Flitzi weiter·schlief.
Oma
redete und schaukelte. Ich hörte nur so halb zu.
Ich
war echt fertig mit den Nerven.
Aber
im Halb·schlaf bekam ich ein paar Sätze mit.
Oma
erzählte Flitzi von der Heimat.
Die
Heimat. Ich wusste alles davon.
Oma
hatte nämlich schon mir von der Heimat erzählt. Als ich klein war.
Die
Heimat von Oma ist in einem anderen Land.
Da
hat Oma früher gelebt. Als sie noch jung war.
Die
Heimat ist so schön, als würde man alle Insta·gram-Filter auf einmal
drüber·legen.
In
der Heimat von Oma war das Wetter immer gut.
Entweder
es war heißer Sommer.
Und
auf den Feldern wuchs goldenes Korn. Und es gab ein Ernte-Fest.
Oder
es war tiefer Winter. Und man saß in der warmen Stube.
Und
erzählte sich Geschichten.
In
der Heimat gab es die Liebe.
Einen
schönen Mann mit sanften Augen und freundlichen Händen.
Die
Liebe war heimlich und aufregend. Es gab einen Kuss im Wald.
Und
eine Nacht im Heu.
Und
nach dieser Nacht gab es Krieg.
Der
Krieg machte Schluss mit den Sommern und Wintern.
Es
gab nur noch eine Jahres·zeit und die hieß Krieg.
Der
Krieg holte die Männer. An die Front. Die Front ist eine dünne Linie.
Auf
beiden Seiten stehen Soldaten und schießen sich tot.
So
hatte mir Oma das damals erzählt. Und so erzählte sie es Flitzi.
Und
Flitzi lag im Arm von Oma und schlief.
Weil
Flitzi noch nichts wusste vom Tod. Weil Flitzi das Leben ist.
Vor
dem Krieg gab es in der Heimat Liebes·briefe.
Und
Briefe zum Geburtstag.
Die
Briefe im Krieg waren anders. Darin stand dünn und kurz der Tod.
Ein
Brief war für Oma. Der schöne Mann mit den sanften Augen war tot.
So
wie viele andere. Auf beiden Seiten der Front-Linie.
Der
Krieg war verloren. Und die Heimat.
Wir
waren selber schuld, sagte Oma, und trotzdem war es schlimm.
Wir
mussten weg aus der Heimat. Und so packte Oma einen Koffer.
Mitten
in der Nacht ging sie los. Es war ein kalter Winter. Der biss sie in die Füße.
Der Koffer war schwer. Darin war alles, was sie noch hatte.
Und
das war nicht viel.
Ja,
so war das mit der Heimat. Sagte Oma jetzt zu Flitzi.
Alles,
was ich von der Heimat noch hatte, war in dem Koffer.
Aber
auch der Koffer ging verloren. Und dann hatte ich gar nichts mehr.
Außer
einem Geheimnis. In meinem Bauch war nämlich was Kleines.
Ein
Kind. Von meinem Liebsten.
Dem
schönen Mann mit den sanften Augen.
Und
so kam doch etwas aus der Heimat mit mir.
Oma
schaukelte weiter, aber Flitzi hatte jetzt ausgeschlafen.
Sie
hatte gute Laune. Sie sah Oma von unten an.
Und
Oma lächelte und guckte dann zu mir und sagte:
So
ist das in unserer Familie nun mal. Wir haben kurze Lieben.
Die
Männer verschwinden. Die Kinder bleiben.
Wir
Frauen machen weiter.
So
war es bei mir. So ist es bei dir.
Und
jetzt gibt es dieses kleine Mädchen.
So geht
es auf der Welt. Und trotzdem. Die Heimat vergisst man nie.
Und
wenn ich sterbe, begrabt mich in Heimat-Erde.
Das
war immer das Ende der Geschichte.
Ich
stand vom Sofa auf und nahm Flitzi von Omas Schoß.
Dann
legte ich Flitzi wieder in den Kinder·wagen
und
ging die nächste Runde durchs Dorf.
Flitzi
war gut gelaunt nach den Besuchen bei Oma.
Sie
gluckerte und quietschte vor sich hin.
Und
ich dachte noch an Oma und ihre Heimat-Geschichte.
Und
an die Frauen in meiner Familie.
Mit
kurzen Lieben und Babys, die heimlich kommen.
Es
war ein gutes Gefühl. Diese Familie ist meine Heimat.
Da
komme ich her und da gehöre ich hin.
Dieses
Dorf ist mein Zuhause. Ich kenne es so gut:
Ich
könnte mit verbundenen Augen von der Kirche zur Tank·stelle laufen.
Ich
weiß, wie es riecht, kurz bevor es Regen gibt.
Und
wo ich Rad·fahren gelernt habe.
Und
wie man aufs Dach vom Super·markt klettert,
ohne
dass es jemand merkt.
Da
kann Dana in New York sagen, was sie will. Kack-Dorf hin oder her.
Das
Kack-Dorf ist meine Heimat.
Ich
will nie einen Koffer packen müssen. Ich will nicht weg.
Ich
will hier bleiben.
Und
jetzt stehe ich hier mit Flitzi und wir winken.
Flitzi
ist jetzt 4 und Oma 99.
Den
Spruch mit der Heimat-Erde habe ich von Oma schon tausend Mal gehört.
Gib
mir mal das Salz.
Hilf
mir mal mit den Schuhen.
Begrabt
mich in Heimat-Erde.
Warum
fragt Flitzi gerade heute, was Heimat-Erde ist?
Und
warum gebe ich Oma das Salz und helfe ihr mit den Schuhen
und
sage bei dem anderen nur jaja?
Wenn
ich mal tot bin,
will
ich ganz sicher nicht in New York begraben sein.
Also,
falls ich dann überhaupt noch was will. Aber man weiß ja nie.
Zu
Hause holte ich Flitzi aus dem Fahrrad·sitz.
Flitzi
lief in ihr Zimmer und machte sich ein Hör·spiel an.
Ich
setzte mich an den Lap·top.
Und
guckte mir zum ersten Mal Omas Heimat an. Mit Google Earth.
Ich
tippte den Namen von Omas altem Dorf in die Such·leiste.
Auf
dem Bild·schirm von meinem Lap·top drehte sich jetzt die Erde,
dann
blieb sie stehen. Dann flog ich vom Himmel nach unten.
Da
waren die Felder, von denen Oma erzählt hatte.
Da
war der Wald, wo es den ersten Kuss gab. Da war das kleine Dorf.
Es
sah schön aus dort, fand ich.
Also
so schön, wie es aus·sehen kann auf einem Foto von oben.
Ich
überlegte. Oma war nie wieder dort gewesen.
Erst
war es verboten und dann war sie alt.
Und
sie hatte Angst vor dem Schmerz.
Sie
sagte, sie würde das nicht nochmal schaffen.
Nicht
noch·mal dort sein und wieder weg müssen.
Sie
hätte die Heimat jetzt im Herzen.
Aber
ich. Ich könnte. Ich würde das schaffen.
Es
wäre auch gar nicht so weit.
Früher
gab es keine Autos und keine Flug·zeuge und keine schnellen Züge.
Aber
jetzt. Zehn Stunden mit dem Auto. Das würde schon gehen.
Vier
Wochen später saßen wir im Auto. Dana und Flitzi und ich.
Dana
war gerade aus New York zurück gekommen.
Nur
zu Besuch natürlich.
Sie
wollte immer noch stein·reich und berühmt werden.
Und
dafür ist New York einfach besser als unser Dorf. Das sehe ich ein.
Aber
Dana ist auch meine beste Freundin.
Und
deshalb saßen wir jetzt zu dritt im Auto.
Das
Auto hatte uns Manni geliehen. Manni gehört die Tank·stelle.
Er
hat immer ein Auto übrig, das er gerade repariert oder verkauft oder eben
ausleiht.
„Du
bist echt total bescheuert“, sagte Dana zu mir,
„Wegen
ein bisschen Erde 970 Kilometer weit fahren.“
„Das
ist Eimer-Erde! Die gibt’s hier nicht!“, rief Flitzi von hinten.
„Und
ich will Oma eingraben. Sonst macht das nämlich ein Begraber.
Und
ich darf nur traurig sein und sonst gar nix.“
„Ihr
habt doch echt einen Knall“, sagte Dana wieder.
„Du
auch“, sagte ich zu Dana, „weil du mitkommst“ und dann lachte ich.
„Na, ich kann doch meine
beste Freundin nicht alleine fahren lassen.
Wenn
du schon ein einziges Mal verreist“, sagte Dana zu mir.
„Ich
verreise ja gar nicht“, sagte ich,
„ich
fahre in die Heimat, das ist was Anderes.“
Aber
Dana tippte sich nur an die Stirn und zeigte mir einen Vogel.
Wir
fanden Omas Dorf. Wir fanden sogar Omas Haus.
Da
lebten natürlich andere Leute.
Die waren misstrauisch. Was wir da wollten.
Dana redete mit dem Sohn der Familie.
Erklärte
die Sache mit der Heimat-Erde.
Und
dass wir einen Eimer davon mitnehmen wollten.
Flitzi
hatte Gummi·stiefel an und eine Schaufel dabei.
Und
dann machten wir den Eimer voll.
Dana
redete weiter mit dem Sohn der Familie. Obwohl alles geklärt war.
Als
wir fertig waren, meinte sie: „Das ist Marek.
Er
sagt, wir können über Nacht bleiben. Das wäre kein Problem.
Du
bist doch sicher müde. Wir können zusammen was essen.“
Ich
sah Dana an und sagte: „Aber wir haben doch das Hotel·zimmer.“
Aber
Dana sagte: „Das können wir stornieren.
Hier
ist es doch viel netter, nicht wahr?“ Und dann lachte sie Marek an.
Und
ich wusste: Die schnellen Lieben gibt’s nicht nur in meiner Familie.
Wir
blieben dann eine ganze Woche. Dana und Marek waren verliebt.
Flitzi
und ich guckten uns Omas Heimat an.
Wir
schickten ihr Fotos mit dem Handy.
Von
ihrem Hof und den Feldern und dem Wald.
Und
ein Video von Flitzi mit dem Eimer, wie sie sagt:
„Eimer-Erde,
Oma, wir bringen dir Eimer-Erde.
Du
brauchst aber nicht gleich sterben!“
Dann
fuhren wir zurück. Wir brachten den Eimer zu Oma.
Sie
steckte ihre Hand hinein.
Sie
zerrieb die Erde zwischen den Fingern.
Sie
roch daran mit geschlossenen Augen.
Und
sagte: „Ja, das ist meine Heimat-Erde, so schwarz war sie nur bei uns.“
Sollen
wir dich jetzt mal begraben? Nur so zur Probe?, fragte Flitzi.
„Nee“,
sagte Oma, „lass mal. Ich werde erstmal 100.
Und
in die Erde tun wir Kartoffeln.
Wirst
sehen, die wachsen auch im Eimer.
In
Heimat-Erde wächst alles besonders gut. Kartoffeln und Kinder.
Und
wenn ich dann wirklich mal sterbe, dann begrabt ihr mich eben mit einer
Kartoffel.“
Und
Oma behielt recht.
Unsere
drei Kartoffeln wuchsen in dem Eimer wie verrückt.
Dass
ich zur Sicherheit ein bisschen Dünger aus unserem Dorf-Super·markt dazu getan
hatte, muss ja keiner wissen.
Gefördert von