Teil 4
Frau Wiesengrün erzählt:
Im Fund·büro
Ich mache die Tür auf.
Im Fund·büro ist es schön kühl.
Ich arbeite im Fund·büro.
Ich gebe Menschen ihre verlorenen Sachen zurück.
Zum Beispiel Frau Köksal.
Die war richtig oft hier.
Wegen dem geklauten Fahrrad.
Und ihr Handy hat sie auch noch verloren.
Dann wurde ihr Fahrrad gefunden.
Da haben wir uns beide gefreut!
Das war erst gestern.
Frau Köksal war gar nicht wegen dem Fahrrad gekommen.
Sondern wegen einer Brief·tasche.
Sie hat eine Brief·tasche gefunden.
Die hat sie zu uns ins Fund·büro gebracht.
Und dann konnte sie gleich ihr Fahrrad mitnehmen.
Sie kam gestern kurz vor Dienst·schluss.
Erst heute werde ich die Brief·tasche untersuchen.
Oft finde ich einen Namen in der Brief·tasche.
Dann kann ich mich bei dem Menschen melden.
Und der Mensch kriegt seine Brief·tasche wieder.
Heute komme ich etwas später zur Arbeit.
Ein Termin beim Zahnarzt.
Aber mein Praktikant Pedro ist schon da.
Pedro kommt mir entgegen.
Er wirkt aufgeregt.
Er möchte mir was erzählen.
„Hallo, Pedro!
Was gibt es?“,
frage ich.
„Hallo, Frau Wiesengrün.
Wie war es beim Zahnarzt?“,
fragt er.
Das finde ich sehr nett, dass er fragt.
Aber ich habe ein komisches Gefühl.
Warum ist er denn so aufgeregt?
„Pedro, gut war es beim Zahnarzt.
Wie war es hier?
Ist irgendwas passiert?“
„Ähm. Nein. Ähm.
Ich habe mir die Brief·tasche schon einmal angesehen.“
„Prima.
Und? Gibt es einen Namen oder eine Adresse?
Dann können wir dem Menschen einen Brief schreiben,
dass er die Brief·tasche bei uns abholen kann.“
„Ähm, ähm.
Es gibt eine Adresse von einer Frau Sonnenberg
und ähm …“, stottert Pedro.
„Jaaaa?“, frage ich.
„Ähm, und es gibt eine Telefon·nummer auf dem Foto.
Ich habe schon angerufen.
Es war auch eine Frau dran,
aber eine andere.“
„Jaaa?“, sage ich schon wieder.
Ich verstehe nicht ganz.
„Ähm. Ich habe sie gefragt,
ob sie die Frau mit der
Brief·tasche ist.
Und da hat sie gesagt:
Nein, das ist sie nicht.“
Ich überlege blitzschnell.
Pedro weiß,
er hat einen Fehler gemacht.
Er hat jemanden angerufen.
Das machen wir nicht so, wir schreiben erst Briefe.
Wir sind eine Behörde.
Wir haben Vorschriften.
Aber er hat nicht einfach die Adresse rausgegeben oder erfragt.
Immerhin.
Das darf er nämlich nicht.
Wegen Datenschutz.
Gut. Pedro hat nur einen kleinen Fehler gemacht.
Das kommt vor.
Ich bin auch nicht perfekt.
So. Jetzt muss ich was sagen.
„Das heißt,
du hast die Adresse von der Frau mit der Brief·tasche nicht verraten?“
Ich zwinkere ihm zu.
Er nickt erleichtert.
„Komm, dann ist ja alles halb so wild.
Dann machen wir jetzt zusammen den Rest.“