Herzlich willkommen!
Herzlich willkommen sagt man:
Wenn man Besuch bekommt. Zum Beispiel zu Hause. Man macht es schön. Man räumt auf. Man besorgt etwas Gutes. Man backt einen Kuchen. Man kocht Kaffee.
Der Besuch kommt. Man geht ins Wohnzimmer. Wo willst Du sitzen, lieber Besuch? Setz dich aufs Sofa. Dort ist es gemütlich. Fühlst Du Dich wohl? Brauchst Du etwas?
Ich bin Schrift·stellerin. Die Leserinnen und Leser
sind mein Besuch. Ich backe keinen Kuchen. Ich schreibe Texte. Geschichten und
Bücher. Mein Lese·Besuch soll sich wohl fühlen. Sich
wohl fühlen in meinem Buch.
Viele von meinen Leserinnen und Lesern können sehr gut lesen.
Lange Sätze. Schwere Wörter. Dicke Bücher. Für die schreibe ich gerne.
Ich habe auch andere Leserinnen und Leser. Sie können nicht so
gut lesen. Oder gar nicht. Sie mögen kurze Sätze. Sie mögen Wörter die jeder
sofort versteht. Für die schreibe ich gerne.
Ich kann beides. Meinen Geschichten ist es egal. Ob ich lange
Sätze schreibe. Oder ganz kurze.
Es ist wie mit dem Kuchen. Man kann tolle Torten backen. Mit
vielen Schichten. Mit Kirschen drin. Und Sahne obendrauf. Und man kann einen
Kuchen backen ohne Schnick·schnack. Einen sehr guten Kuchen.
Ganz einfach. Lecker ist beides. Torte und Kuchen.
Genauso ist es mit den Texten. Beide Sorten sind super. Die
langen und die kurzen. Die schweren und die leichten.
Es gibt schon so viele Geschichten. Manche Geschichten kennen
alle Menschen. Romeo und Julia zum Beispiel. Shakespeare hat das geschrieben.
Ein alter Dichter aus England. Schon lange tot. Aber die Geschichte lebt immer
noch. Sie wird in der Schule gelesen.
Es geht um ein Liebes·paar. Junge Leute. Romeo liebt
Julia. Julia liebt Romeo. Aber: die Eltern mögen sich nicht. Sie sind dagegen.
Romeo und Julia sollen sich trennen. Sie wollen es nicht. Sie wollen zusammen
sein. Sie heiraten heimlich. Es geht nicht gut. Es gibt so viel Streit zwischen
den Eltern. Julia und Romeo wissen nicht mehr was sie machen sollen. Am Ende
wird es ganz traurig. Julia und Romeo sterben.
Diese Geschichte soll jeder lesen können. Weil sie so schön ist.
Und so traurig. Es geht aber nicht. Weil die Geschichte so lange Sätze hat. Und
schwere Wörter. Weil die Wörter schon so alt sind. Man kann das Buch nur lesen:
Wenn man wirklich gut lesen kann.
Das ist schade. Die Geschichte ist in Wahr·heit
nämlich ganz einfach. Ich muss nur andere Wörter benutzen. Sätze kürzer machen.
Auf Julia und Romeo auf·passen. Dann kann ich von ihrer
Liebe erzählen.
Das ist dann „Literatur in Einfacher Sprache“. Und sowas
schreibe ich.
Willkommen also. Willkommen liebe Leserin. Willkommen lieber
Leser. Es gibt hier keinen Kuchen. Hier gibt es Wörter. Mach Dir einen Kaffee
und lies mit. Ich erzähle dir von meiner Arbeit. Und Geschichten. Lies es
selber. Oder lass es Dir vor·lesen. Lesen muss nicht schwer
sein. Lesen darf Spaß machen. Lesen kann lecker sein. Wie eine Torte.